Der millionenfache Missbrauch von Abführmitteln (Laxantien) bei uns und der Teufelskreis bei der Verwendung dieser Präparate hat zwei Gründe:
• Es gibt Millionen von chronisch darmträgen, oft quälend verstopften Menschen, die keine wirkliche Heilung ihrer Dauer-Darmträgheit erreichen. Sie hoffen, ihr Problem mit Abführmitteln wenigstens kurzfristig zu lösen.
• Millionen übergewichtige Menschen versuchen wiederum, mit Hilfe von Abführmitteln abzunehmen oder wenigstens ihr Gewicht zu halten.
Zum Thema Abnehmen und schlank bleiben mit Hilfe von Abführmitteln werde ich hier – als seit vielen Jahren erfahrener Gesundheitsberater und als erfolgreicher „Abnehmer“ (über 40 kg) – einige Aussagen machen. Und zwar zu dem Konzept, wie Ihr mit der täglichen Einnahme von Inulin aus Wegwartenwurzel, einem hoch wirksamen Präbiotikum (Erklärung siehe unten) Eure Gewichtsziele erfolgreicher als bisher (hoffentlich!) ansteuern könnt.
Vorweg aber eine Anmerkung: Abführmittel, vor allem solche die eher „drastische“ Effekte haben, werden seit Jahrtausenden von Menschen zum Abnehmen verwendet. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass solche Mittel einem beim Abnehmen helfen. Die Frage ist nur: Ist der erhoffte Gewinn (Gewichts-Verringerung) deutlich höher als der Preis, der für den Einsatz von Abführmitteln zu zahlen ist (mögliche Gesundheits-Komplikationen)? Hier berichte ich erstmal über eine harmlose, unschädliche Variante, mit der Ihr zwar nicht utopische Kilogramm-Mengen pro Tag verlieren könnt, aber immerhin einige!
Die blaue Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, ist eine wichtige Inulin-Lieferantin. Vielen ist die Wegwarte eher als bittere Heilpflanze oder als Kaffee-Ersatz bekannt und nicht als Lieferant des wirtschaftlich relevanten Zuckeraustauschstoffes und Nahrungsergänzungsmittels Inulin. Inuline sind Gemische aus Mehrfachzuckern (Polysacchariden), die aus Fruchtzucker-Molekülen (Fructose) kettenartig zusammengesetzt sind (Fructooligosaccharide). Sie dienen vielen Pflanzen als Energie-Reservestoff, vergleichbar mit pflanzlicher Stärke. Und: Wegwarten-Inulin kann beim Abnehmen helfen.
Für die menschliche Gesundheit spielen Inuline eine zunehmende Rolle, da sie höchst wertvolle Präbiotika sind. Also unverdauliche Nahrungsmittelbestandteile (sogenannte Ballaststoffe), die im menschlichen Darm das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterienstämme positiv beeinflussen (zum Beispiel Bifidobakterien oder Laktobazillen). Mit der Erforschung des Darms, seiner Bakterien-Besiedlung und deren Bedeutung für die menschliche Gesundheit befassen sich Wissenschaftler aus der Mikrobiomforschung weltweit. In zahlreichen Studien konnten sie nachweisen, dass die Darmflora vorteilhafte Einflüsse auf zentrale Funktionen des menschlichen Organismus hat. Zum Beispiel die Immunabwehr, grundlegende Stoffwechseltätigkeiten oder die Darmaktivität. Eine günstige Bakterien-Zusammensetzung der Darmflora, die durch ballaststoffreiche Ernährung oder spezielle Präbiotika gewährleistet wird, ist auch an einer verbesserten Kalziumaufnahme, einem verringerten Krebsrisiko beteiligt, sondern auch an zahlreichen anderen gesundheitsfördernden Effekten.
Selbst das weltweit zunehmende Problem des Übergewichts („globale Adipositas-Epidemie“) hängt oft eng mit der Darmflora und ihrer fehlerhaften Zusammensetzung zusammen. Ein Grund: Schon eine einzige Behandlung mit Antibiotika kann unsere Darmflora lebenslang schädigen, selbst wenn die Antibiotika im Moment vielleicht lebensrettend gewirkt haben. Ein anderer Grund: Unsere Ernährung ist heute so ballaststoffarm wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte.
Durch das Fehlen von Ballaststoffen erleiden viele unserer Darmbakterien aber dauernden Hunger und werden „unglücklich“. Um ihr Überleben zu sichern, senden die Bakterien dann Hungersignale direkt bis ins menschliche Gehirn. Die menschlichen „Wirte“ reagieren wie erhofft und essen mehr – nur leider weiterhin das Falsche, also ballaststoffarme Nahrung. Die heute übliche, moderne Nahrung mit ihren hohen Weissmehl‑, Zucker‑, Fett- oder Fleischanteilen macht die meisten Darmbakterien absolut nicht satt. Deshalb signalisieren sie – auch wenn „ihr Mensch“ reichlich isst und trinkt – weiterhin Hunger und setzen damit einen Teufelskreis in Gang, bei dem es allmählich zu Übergewicht kommt.
Eine nachhaltige Nahrungsumstellung auf sehr ballaststoffreiche Ernährung ist aus ernährungsmedizinischer Sicht die sinnvollste Lösung. Doch eine solche Umstellung erscheint den meisten Menschen ziemlich radikal. Zum Beispiel kann der sinnvolle, reichliche Verzehr von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und anderen ballaststoffreichen Nahrungsmittel wegen tief verwurzelter Essgewohnheiten von vielen Menschen kaum umgesetzt werden. Auch die anfänglich gesteigerte Darmaktivität nach einer solchen Ernährungsumstellung ist für viele inakzeptabel. Eine andere Möglichkeit, den geschilderten Teufelskreis zu durchbrechen, ist die tägliche Einnahme von Wegwartenwurzel-Inulin: Schon die Einnahme von nur wenigen Gramm jeden Tag sättigt die Darmbakterien so, dass sie keine Hungersignale mehr ans Gehirn senden.
Zudem zeigen verschiedene Studien, dass Inulin als Fettersatz auch das Sättigungsgefühl beim Menschen erhöht – bei ansonsten gleich zusammen gesetzter Nahrung [1]. Die Einnahme von Inulin wirkt sich entsprechend positiv auch auf das Körpergewicht aus: In etlichen Studien fanden Wissenschaftler beispielsweise heraus, dass eine längere Inulin-Einnahme bei übergewichtigen Menschen zu einem Gewichtsverlust führt [2]. Neben den wohltätigen Effekten von Wegwartenwurzel-Inulin auf die Darmflora wird als weitere Ursache vermutet, dass der Wirkstoff auch vorteilhafte Auswirkungen auf die Steuerung von Appetit und Sättigungsgefühl hat, unter anderem über das Hungerhormon Leptin [3].
Autorin
• Marion Kaden, MA, Berlin, 14. Januar 2016.
Bildnachweis
• Martesia Bezuidenhout (fotolia.com, 31875729).
Quellen
[1] Archer BJ, Johnson SK, Devereux HM, Baxter AL: Effect of fat replacement by inulin or lupin-kernel fibre on sausage patty acceptability, post-meal perceptions of satiety and food intake in men. Br J Nutr. 2004 Apr;91(4):591–9 (Kurzfassung: PMID).
[2] Parnell JA, Reimer RA: Weight loss during oligofructose supplementation is associated with decreased ghrelin and increased peptide YY in overweight and obese adults. Am J Clin Nutr. 2009 Jun;89(6):1751–9 (Kurzfassungen: DOI | PMID).
[3] Dewulf EM, Cani PD, Claus SP, Fuentes S, Puylaert PG, Neyrinck AM, Bindels LB, de Vos WM, Gibson GR, Thissen JP, Delzenne NM: Insight into the prebiotic concept: lessons from an exploratory, double blind intervention study with inulin-type fructans in obese women. Gut. 2013 Aug;62(8):1112–21 (Kurzfassungen: DOI | PMID).
Zusatzinfos
• Monographie Wegwarte.
• Inulin baut Körpergewicht und Fett ab.