Lexikon

Adi­po­si­tas-Rück­fall

Übergewicht

Wie­der­zu­nah­me des Kör­per­ge­wichts nach erfolg­rei­cher Gewichts­ab­nah­me

Häu­fig­keit des Pro­blems

Die Wie­der­zu­nah­me des Kör­per­ge­wichts nach einer erfolg­rei­chen Gewichts­ab­nah­me („Adi­po­si­tas-Rück­fall“) ist ein weit ver­brei­te­tes Pro­blem. Stu­di­en zei­gen, dass etwa 80% der Men­schen, die erfolg­reich Gewicht ver­lie­ren, inner­halb von fünf Jah­ren wie­der das ver­lo­re­ne Gewicht oder sogar mehr zuneh­men [1]. Die­ses Phä­no­men wird oft als „Jo-Jo-Effekt“ bezeich­net und stellt eine erheb­li­che Her­aus­for­de­rung für das lang­fris­ti­ge Gewichts­ma­nage­ment dar.

Ver­mu­te­te Ursa­chen

1. Meta­bo­li­sche Anpas­sun­gen: Nach einer Gewichts­ab­nah­me passt sich der Kör­per meta­bo­lisch an, indem er den Grund­um­satz senkt. Dies bedeu­tet, dass der Kör­per weni­ger Kalo­rien ver­brennt als vor der Gewichts­ab­nah­me, was das Risi­ko einer Gewichts­zu­nah­me erhöht, wenn die Kalo­rien­zu­fuhr nicht ent­spre­chend ange­passt wird [2].

2. Hor­mo­nel­le Ver­än­de­run­gen: Gewichts­ver­lust beein­flusst Hor­mo­ne, die den Hun­ger und das Sät­ti­gungs­ge­fühl regu­lie­ren. Bei­spiels­wei­se sin­ken die Spie­gel von Lep­tin, einem Hor­mon, das das Sät­ti­gungs­ge­fühl signa­li­siert, wäh­rend Ghre­lin, das Hun­ger­hor­mon, ansteigt. Die­se Ver­än­de­run­gen kön­nen zu einem erhöh­ten Appe­tit und einer ver­mehr­ten Kalo­rien­auf­nah­me füh­ren [3].

3. Psy­cho­lo­gi­sche Fak­to­ren: Die Auf­recht­erhal­tung einer lang­fris­ti­gen Gewichts­ab­nah­me erfor­dert erheb­li­che Ver­hal­tens­än­de­run­gen und Dis­zi­plin. Stress, emo­tio­na­le Belas­tun­gen und All­tags­ver­pflich­tun­gen kön­nen es schwie­rig machen, die­se Ände­run­gen dau­er­haft bei­zu­be­hal­ten. Dar­über hin­aus kann der Drang nach Beloh­nung oder Tros­tes­sen zu unbe­wuss­ten Ess­ge­wohn­hei­ten füh­ren, die die Gewichts­zu­nah­me för­dern [4].

4. Umwelt­fak­to­ren: Der Zugang zu kalo­rien­rei­chen, nähr­stoff­ar­men Lebens­mit­teln und ein Lebens­stil, der wenig kör­per­li­che Akti­vi­tät för­dert, spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Wie­der­zu­nah­me von Gewicht. Auch sozia­le und kul­tu­rel­le Fak­to­ren kön­nen die Ess­ge­wohn­hei­ten und das Akti­vi­täts­ni­veau beein­flus­sen [5].

Prä­ven­ti­ons­mög­lich­kei­ten

1. Lang­fris­ti­ge Ver­hal­tens­än­de­run­gen: Eine nach­hal­ti­ge Gewichts­ab­nah­me erfor­dert dau­er­haf­te Ände­run­gen des Lebens­stils, ein­schließ­lich gesun­der Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten und regel­mä­ßi­ger kör­per­li­cher Akti­vi­tät. Ver­hal­tens­än­de­rungs­tech­ni­ken wie Selbst­über­wa­chung, Ziel­set­zung und sozia­le Unter­stüt­zung kön­nen hel­fen, die­se Ände­run­gen zu fes­ti­gen [6].

2. Indi­vi­du­ell ange­pass­te Diät­plä­ne: Diät­plä­ne soll­ten indi­vi­du­ell ange­passt wer­den, um den per­sön­li­chen Vor­lie­ben, dem Lebens­stil und den meta­bo­li­schen Anfor­de­run­gen gerecht zu wer­den. Fle­xi­bi­li­tät und Viel­falt in der Ernäh­rung kön­nen die lang­fris­ti­ge Adhä­renz ver­bes­sern [7].

3. Regel­mä­ßi­ge kör­per­li­che Akti­vi­tät: Regel­mä­ßi­ge Bewe­gung ist ent­schei­dend für die Auf­recht­erhal­tung der Gewichts­ab­nah­me. Stu­di­en zei­gen, dass Men­schen, die erfolg­reich Gewicht gehal­ten haben, häu­fig eine Kom­bi­na­ti­on aus Kraft­trai­ning und kar­dio­vas­ku­lä­ren Übun­gen (Aus­dau­er­trai­ning) in ihren All­tag inte­grie­ren [8].

4. Psy­cho­lo­gi­sche Unter­stüt­zung: Psy­cho­lo­gi­sche Bera­tung oder Ver­hal­tens­the­ra­pie kann hel­fen, die psy­chi­schen Bar­rie­ren zu über­win­den, die einer lang­fris­ti­gen Gewichts­kon­trol­le im Wege ste­hen. Stra­te­gien zur Stress­be­wäl­ti­gung, Emo­ti­ons­re­gu­la­ti­on und Selbst­kon­trol­le kön­nen beson­ders hilf­reich sein [9].

5. Kon­ti­nu­ier­li­che Nach­sor­ge: Regel­mä­ßi­ge Nach­un­ter­su­chun­gen und die Unter­stüt­zung durch Gesund­heits­dienst­leis­ter kön­nen dazu bei­tra­gen, die Moti­va­ti­on auf­recht­zu­er­hal­ten und früh­zei­tig auf Rück­fäl­le zu reagie­ren. Dies kann durch regel­mä­ßi­ge Bera­tun­gen, Grup­pen­tref­fen oder digi­ta­le Gesund­heits­pro­gram­me erfol­gen [10].

6. Anpas­sung der Kalo­rien­zu­fuhr: Nach einer Gewichts­ab­nah­me ist es wich­tig, die Kalo­rien­zu­fuhr kon­ti­nu­ier­lich zu über­wa­chen und anzu­pas­sen, um dem redu­zier­ten Grund­um­satz Rech­nung zu tra­gen. Dies kann durch regel­mä­ßi­ge Ernäh­rungs­be­ra­tung und die Nut­zung von Ernäh­rungs­ta­ge­bü­chern oder Track­ing-Apps unter­stützt wer­den [11].

Schluss­fol­ge­rung

Die Wie­der­zu­nah­me des Kör­per­ge­wichts nach einer erfolg­rei­chen Gewichts­ab­nah­me ist ein kom­ple­xes und häu­fi­ges Pro­blem, das durch eine Kom­bi­na­ti­on aus meta­bo­li­schen, hor­mo­nel­len, psy­cho­lo­gi­schen und Umwelt­fak­to­ren ver­ur­sacht wird. Prä­ven­ti­ve Maß­nah­men, die eine lang­fris­ti­ge Ver­hal­tens­än­de­rung, indi­vi­du­ell ange­pass­te Diät­plä­ne, regel­mä­ßi­ge kör­per­li­che Akti­vi­tät, psy­cho­lo­gi­sche Unter­stüt­zung und kon­ti­nu­ier­li­che Nach­sor­ge umfas­sen, sind ent­schei­dend, um das Risi­ko einer Gewichts­zu­nah­me zu mini­mie­ren und eine dau­er­haf­te Gewichts­re­duk­ti­on zu errei­chen.

Bild­nach­weis
• Pri­scil­la Du Preez (unsplash.com, ePTDfUW_UgA=-)
Lite­ra­tur­ver­zeich­nis
1. Wing RR, Phel­an S: Long-term weight loss main­ten­an­ce. Am J Clin Nutr. 2005;82(1 Suppl):222S-225S (DOI | PMID).
2. Hall KD, Sacks G, Chandra­mo­han D, et al.: Quan­ti­fi­ca­ti­on of the effect of ener­gy imba­lan­ce on body­weight. Lan­cet. 2011;378(9793):826–837 (DOI | PMID).
3. Sumi­thran P, Pren­der­gast LA, Del­bridge E, et al.: Long-term per­sis­tence of hor­mo­n­al adapt­a­ti­ons to weight loss. N Engl J Med. 2011;365(17):1597–1604 (DOI | PMID).
4. MacLean PS, Hig­gins JA, Giles ED, et al.: The role for adi­po­se tis­sue in weight regain after weight loss. Obes Rev. 2015;16(Suppl 1):45–54 (DOI | PMID).
5. Hill JO, Wyatt HR, Peters JC: Ener­gy balan­ce and obe­si­ty. Cir­cu­la­ti­on. 2012;126(1):126–132 (DOI | PMID).
6. Olson K, Bond D, Wing RR: Beha­vi­oral Approa­ches to the Tre­at­ment of Obe­si­ty. R I Med J (2013). 2017 Mar 1;100(2):21–24 (PMID).
7. But­ryn ML, Webb V, Wad­den TA: Beha­vi­oral tre­at­ment of obe­si­ty. Psych­iatr Clin North Am. 2011;34(4):841–859 (DOI | PMID).
8. Johns DJ, Har­t­­mann-Boy­­ce J, Jebb SA, et al.: Diet or exer­cise inter­ven­ti­ons vs com­bi­ned beha­vi­oral weight manage­ment pro­grams: a sys­te­ma­tic review and meta-ana­­ly­­sis of direct com­pa­ri­sons. J Acad Nutr Diet. 2014;114(10):1557–1568 (DOI | PMID).
9. Fabri­ca­to­re AN, Wad­den TA: Psy­cho­lo­gi­cal aspects of obe­si­ty. Clin Der­ma­tol. 2004;22(4):332–337 (DOI | PMID).
10. Per­ri MG, Cor­si­ca JA: Impro­ving the main­ten­an­ce of weight lost in beha­vi­oral tre­at­ment of obe­si­ty. In: Wad­den TA, Stun­kard AJ, eds. Hand­book of Obe­si­ty Tre­at­ment. New York: Guil­ford Press; 2002:357–379 (ISBN 9781572306882).
11. Mil­ler WC: How effec­ti­ve are tra­di­tio­nal die­ta­ry and exer­cise inter­ven­ti­ons for weight loss? Med Sci Sports Exerc. 1999;31(8):1129–1134 (DOI | PMID).